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Numerus clausus im Medizinstudium

Heute wollen wir gemeinsam einmal einen Blick auf das Leid unserer nächsten Nachbarn werfen. Jedes Jahr nehmen die österreichischen (Med-)Unis zahlreiche Flüchtlinge auf, die in ihrer Heimat benachteiligt sind und denen man vielleicht die Ausbildung verweigert, von der sie träumen. Ich rede von Deutschland und dem Numerus Clausus. Wir Österreicher, die wir ständig Schauergeschichten von unseren deutschen Kollegen hören, gruselt es inzwischen schon richtig bei diesem für uns unbekannten Wort.

Letzte Aktualisierung am: 26.09.2022

Heute wollen wir gemeinsam einmal einen Blick auf das Leid unserer nächsten Nachbarn werfen. Jedes Jahr nehmen die österreichischen (Med-)Unis zahlreiche Flüchtlinge auf, die in ihrer Heimat benachteiligt sind und denen man vielleicht die Ausbildung verweigert, von der sie träumen. Ich rede von Deutschland und dem Numerus Clausus. Wir Österreicher, die wir ständig Schauergeschichten von unseren deutschen Kollegen hören, gruselt es inzwischen schon richtig bei diesem für uns unbekannten Wort.

Deshalb folgt nun für deutsche Landsmänner und –frauen nochmal eine Übersicht ihres eigenen Systems, für Österreicher ein Abstecher in ein gänzlich fremdes Aufnahmeverfahren:

Der Numerus Clausus, zu Deutsch „geschlossene Zahl“, gilt prinzipiell für die Bewerbung an allen deutschen Hochschulen. Er ist keine absolut festgelegte Zahl, sondern errechnet sich jedes Jahr aufs Neue aus dem Abiturnotendurchschnitt und zwar in jedem Bundesland gesondert. Es geht also genau wie beim MedAT oder EMS immer um die Stärke der Konkurrenz. So lag im Jahr 2021 der für die Aufnahme an einer Universität für Humanmedizin erforderliche Mindestnotendurchschnitt je nach Bundesland zwischen zwischen 1,0 und 1,2. Die Zahnmediziner brauchten einen Schnitt zwischen 1,0 und 1,3 für einen Studienplatz. Nicht ganz einfach.

Für das Aufnahmeverfahren ist aber nicht ausschließlich der Notenschnitt entscheidend. Früher gab es die Möglichkeit, Wartesemester zu sammeln und sich so den Studienplatz zu "erwarten", währenddessen bestand die Möglichkeit, z.B. eine Ausbildung zu absolvieren und schon einmal Berufserfahrung im medizinischen Umfeld zu sammeln. Ab dem Wintersemester 2022/23 werden Wartesemester allerdings in fast allen Universitäten nicht mehr berücksichtigt, da es zu viele Wartende gibt.
Stattdessen fließen in den meisten Auswahlverfahren der Hochschulen und der ZEQ (zusätzlichen Eignungsquote) Dienste, Ehrenämter, Berufsausbildungen und Berufstätigkeiten im medizinischen Bereichen mit ein. Zu den anerkannten Berufsausbildungen für den Studiengang Medizin zählen unter anderem die Ausbildung zum/r Krankenpfleger/in, Medizin Technische Ausbildungen sowie auch die Ausbildung zum/r Veterinärmedizinisch-technischen Assistent/in. Für das Zahnmedizin Studium zählen auch noch die Berufsausbildungen zur zahnärztlichen Helfer/in oder zum Zahntechniker. Als anerkannte Dienste und ehrenamtliche Tätigkeiten werden freiwillige Dienste bei den verschiedensten Rettungsorganisationen angerechnet, die mindesten über eine Dauer von 2 Jahren erbracht wurden. Auch Freiwilligendienste, das freiwillige Sozialjahr oder ein Zivildienst ab mindestens 11 vollendeten Monaten werden mit einbezogen.
Außerdem bekommen Preisträger im Auswahlwettbewerb zu internationalen Biologie/Chemie/Physik/Mathematik und Informatik-Olympiaden oder Gewinner bei dem Bundesbewerb "Jugend forscht" extra Punkte.

Das Prinzip des TMS (Test für Medizinische Studiengänge) ist ein anderes als das des MedAT, er ist nicht verbindlich für die Aufnahme an der Meduni. Er ist lediglich ein Mittel, seine Chancen zu erhöhen, wenn man mit Noten nicht zu glänzen vermag. Hat man ein tolles Ergebnis beim TMS rutscht man in der Reihung auf jeden Fall mal vor diejenigen, die ähnlich „schlechte“ Noten hatten. Verschlechtern kann man seine Situation nicht, also machen sollte man ihn auf jeden Fall, nach dem Prinzip „Hilft’s nix, schadet’s nix.“. Zahlen muss man dafür 100 Euro, ausgewertet wird ähnlich wie in Österreich. Es wird ein Test-Rang ermittelt, der jedoch in ein Notensystem umgerechnet und somit vergleichbar mit den Abiturnoten gemacht wird. (Fragt mich bitte nicht, wie das genau geht!)

Früher durfte man den TMS nur ein einziges Mal schreiben, mittlerweile hat sich dies jedoch geändert! Der TMS darf mittlerweile einmal innerhalb eines Jahres wiederholt werden. Das Testergebnis wird allerdings nicht von allen Hochschulen in Deutschland in ihrem Aufnahmeverfahren berücksichtigt. Eindruck machen kann man mit dem TMS an 36 humanmedizinischen Unis und 28 zahnmedizinischen, außerdem fließt der TMS bei sieben Landarztquoten mit ein.

Wenn das alles nichts hilft, weil man während dem Abitur gerade seine große Liebe getroffen oder an der Schlafkrankheit gelitten hat oder vorhatte, Popstar zu werden – man hat ja noch Nachbarn.

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