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Geschichtsstunde

Vor über 600 Jahren nahm die medizinische Lehre in Wien ihre Anfänge und heute zählt die Medizinische Universität Wien zu den größten medizinischen Ausbildungsstätten im deutschsprachigen Raum. Wir haben uns näher mit der medizinischen Geschichte Wiens befasst und die wichtigsten Eckpunkte dazu findet ihr in diesem Artikel.

Der heutige Beitrag soll also der Geschichtskunde gewidmet werden.

Ja, Geschichte.

Keine Sorge, niemand soll hier zum akademischen Fremdgehen angestiftet werden, wir bleiben in der Medizin (sonst könnten wir ja auch gemütlich auf der Hauptuni studieren und uns den blöden Aufnahmetest sparen).

Bereits 1365 wurde die Medizinische Universität Wien gegründet und bereits im Mittelalter handelte es sich um eine anerkannte Instanz für Gesundheitsfragen. Es sollte jedoch bis ins 18. Jahrhundert dauern, bis Wien auch international in der Medizin eine Rolle spielte. Zur Zeit der Kaiserin Maria Theresias, beorderte diese Gerard van Swieten nach Wien, der die erste Wiener Medizinische Schule gründete. Gerard van Swieten war ein niederländischer Mediziner und Reformer in der Zeit der Aufklärung und war ab 1745 Leibarzt der Kaiserin. In dieser Position etablierte er die medizinische Hochschulausbildung und gestaltete das Wiener Gesundheitssystem nach seinen Vorstellungen um. Im Jahr 1784 wurde dann das Allgemeine Krankenhaus Wien (AKH) eröffnet und damit entwickelte sich Wien mehr und mehr zu einem wichtigen Forschungszentrum und Ort des medizinischen Fortschritts. Im folgenden Jahrhundert wurde die Grundlagenforschung ausgebaut und die erste Haut-, Augen- und HNO-Klinik der Welt (!) wurde in Wien eröffnet. Diese Zeit wird auch als zweite medizinische Schule bezeichnet und war geprägt von innovativen Entdeckungen. Semmelweis entwickelte in dieser Zeit eine neue Theorie über die Ursache von Kindbettfieber, der Chirurg Billroth führte das Konzept der Asepsis ein und entfernte erstmals ein Magenkarzinom operativ im Jahr 1873. Noch heute wird die Billroth Operation in der Allgemeinchirurgie durchgeführt. Auch Landsteiner, der für die Entdeckung der ABO-Blutgruppen mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, war Teil der zweiten medizinischen Schule. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts war Wien also auf dem Höhepunkt der medizinischen Forschung. Hier erklärte Clemens von Pirquet, es gäbe etwas, das nennt sich Allergie und die von Bernhard Gottlieb gegründete Wiener Schule der Zahnmedizin hatte ihre Hochphase. Alle Welt kam nach Wien um zu lernen.

Damit war dann, wie mit vielen schönen Dingen, plötzlich Schluss - im Jahr 1938. Zur Zeit des Nationalsozialismus verschwanden mehr als die Hälfte der Lehrenden und Ärzte aus Wien, darunter die renommiertesten und erfolgreichsten Wissenschaftler ihrer Zeit. ForscherInnen, ÄrztInnen und Studierende mit jüdischer Abstammung wurden entlassen, in die Emigration getrieben oder kamen in Konzentrationslager. Folge war ein grober Ärztemangel zu einer eher ungünstigen Zeit. Als der Krieg 1945 vorbei war, entledigte sich die Fakultät der ehemals aktiven Nazis - 75 Prozent der verbliebenen Mediziner. Ein mühsamer Wiederaufbau begann, eine neue Generation Lehrender und Lernender musste herangezogen werden.

1994 wurde das (neue) AKH eröffnet, das wir heute kennen und in welchem du Vorlesungen besuchen und Praktika absolvieren wirst, wenn du dich für Wien als Studienort entscheidest. Der Bau des neuen AKH war bitter nötig, da nun endlich alle Abteilungen des Universitätsklinikums an einem Ort räumlich zusammengeführt werden konnten.

Im Jahr 2004 wurde die ehemalige Medizinische Fakultät Wien zur autonomen Medizinischen Universität Wien, so wie wir sie kennen. Heute bildet sie fast 8000 Studenten aus und ist damit die größte medizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Das AKH ist außerdem eines der größten Krankenhäuser Europas und damit heute mehr denn je ein wichtiges medizinisches Zentrum.

Genaueres zur Geschichte der Medizin in Wien findet ihr im Josephinum, falls euch dieser Blog gefallen hat, lohnt sich ein Besuch dort oder im Narrenturm bestimmt. Beides sind Museen, die sich (zukünftige) MedizinstudentInnen der Med Uni Wien keinesfalls entgehen lassen sollten.

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